Bernd

Vom 8. bis 12. Mai diesen Jahres besuchten sich ausgewählte Schüler beider Schulen Ihre Partnereinrichtungen, nahmen am Unterricht teil, stellten sich und ihr heimatliches Umfeld vor und besuchten markante Betriebe in der Nähe der Gastgeber.

Unser Besuch in der Land- und Forstwirtschaftlichen Fachschule Hafendorf (Österreich)

Mit der FS Hafendorf verbindet uns seit vielen Jahren eine hochwertige Partnerschaft, deren Höhepunkt ein gegenseitiger Austausch einer kleinen Schülergruppe gehört. Gegenseitig werden den Lernenden und Lehrkräften andere Horizonte und Einsichten vermittelt.

In diesem Jahr hatte ich das Vergnügen von diesem Austausch zu partizipieren. Vorweg kann ich jedoch im Namen aller unserer Teilnehmer nur ein herzliches Dankeschön an das Team der Gastgeber für die gute Betreuung und Organisation unserer Exkursion sagen. Hier ein kurzer Abriss unseres Besuchs.

Pünktlich am Flughafen in Wien abgeholt wurden wir nach kurzer Fahrt erst einmal zünftig zum Mittag eingeladen. Dann folgten 1,5 Stunden Busfahrt mit Erläuterungen, gegenseitigem Kennenlernen und ersten Landschaftseindrücken. Am Ziel eingetroffen wurden wir vom Schulleiter begrüßt, bezogen unsere Zimmer, machten uns kurz frisch und konnten beim Abendessen schon einen Teil des Lehrerteams kennenlernen. Tag Zwei unserer Reise war am Vormittag hauptsächlich zur gegenseitiger Vorstellung der Schüler und ihrer Heimatbetriebe mittels Präsentationen veranschlagt. Danach folgte eine kurze Besichtigung des zugehörigen Betriebs der ca. 250 Ha land- und forstwirtschaftliche Fläche sowie zweckdienliche Werkstätten umfasst. Hier werden die Schüler auch praktisch in allen relevanten praktischen Tätigkeiten ausgebildet. Hauptschwerpunkt sind jedoch metalltechnische Berufe (Maschinenschlosserei, Zerspanen, Schmieden, Schweißen) – es besteht sogar die Möglichkeit, nach Absolvierung eines vierten Ausbildungsjahres einen Facharbeiter auf diesem Gebiet zu erlangen.

Der Nachmittag ließ auch uns die Praxis am eigenen Leibe in Form von Schmiede¬arbeiten spüren. Nach anfänglicher Skepsis waren aber alle Feuer und Flam¬me und hämmerten fleißig drauflos. Der vergossene Schweiß war bei der Präsentation der Ergebnisse aber schnell vergessen.
Abends schauten wir uns noch im Kuhstall um und hatten eine angeregte Diskussion mit dem Ver¬antwortlichen.

Der Tag Drei stand im Wesentlichen unter dem Zeichen des Holzes. Kapfenberg als Schulstandort liegt in der oberen Steiermark, d.h. lagebedingt mit eingeschränkter Ackerbaufläche – dafür jedoch mit umfangreichen Waldgebieten. Kein Wunder, dass die Holzernte und -verarbeitung ein großes Gewicht besitzt. Frühmorgens setzte sich die Praxis fort und wir durften unser eigenes Jausenbrettl herstellen. Wieder waren alle mit Elan dabei.

Am späten Vormittag waren wir an einem schulischen Höhepunkt dabei. Die Fachschule erhält einen neuen Werkstattkomplex für 5 Mio € und vor Ort erfolgte der Spatenstich mit vielen Honoratioren aus Stadt und Land. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter und der Festrede des Landeshaupt¬manns (was unserem Ministerpräsidenten entspricht) erfolgte der symbolische Spatenstich. Anschließend Sektempfang und Festschmaus.

Nach der Mittagspause waren wir wieder auf Achse und zwar nach Leoben. Dort besuchten wir eines der größten Sägewerke in Europa von Mayr-Melnhof Holz. Der Baron besitzt ca. 25% der privaten Waldflächen in Österreich und hat seine 1850 gegründete Firma inzwischen auf sechs Standorte in Europa ausgeweitet. Der Betrieb ist durchgehend automatisiert und die Stammbelegschaft dient mehr oder weniger nur zur Kontrolle. Wir konnten fast den ganzen Ablauf von Ablieferung, Sortierung, Entrin¬dung, Zerlegung der Stämme und Qualitätskontrolle verfolgen. Interessant ist auch das kaum Abfall ent¬steht, denn die Reste wie Späne und Borke werden zur Energiegewinnung genutzt, zu Holzpellets verar¬beitet bzw. zur Papierfabriken geliefert. Darüber hin¬aus existiert bereits bzw. ist noch im Aufbau eine umfangreiche Produktveredelung von Trocknung über die Herstellung von Leimbindern bis zu Brett¬schichtholz einem Baustoff der Zukunft. Leider durften wir im Betrieb keine Aufnahmen machen, dafür husteten wir später noch stundenlang vom Sägestaub.
Anschließend ging es in die Berge, wo wir bei der Holzernte an Steilhängen mittels Seilkran konfrontiert wurden. Nach einer auf¬regenden Fahrt und einer nicht weniger anstrengenden Kletter¬partie erreichten wir die Einschlagstelle, wo derzeit aber vor allem Windbruch beseitigt wurde. Ein Förster erläuterte uns den komplizierten und gefährlichen Prozess anschaulich und disku¬tierte mit uns auch betriebswirtschaftliche Aspekte. Trotz des Riesenaufwandes lohnt sich die Holzgewinnung – allerdings nur, wenn größere Parzellen bearbeitet werden können. Daher schließen sich viele Waldbesitzer zu Interessengemeinschaften zusammen, die von der Forst betreut werden.

Damit war der Tag aber noch nicht am Ende, wir fuhren auf einen Bergbauernhof. Es war einmal sehr bedrückend einen mehr als 100jährigen Stall mit Anbindehaltung zu betreten. Dann überzeugte uns jedoch wie das ganze Konzept von Fütterung bis Entmistung effektiv organisiert war. Außerdem waren die meisten der Tiere auf Koppeln oder einer Alm. Es stellte sich bei der späteren Gesprächs¬runde (natürlich mit Bewirtung) jedoch heraus, dass obwohl eigentlich Alles inkl. Schlachtung, Verwurs¬tung und auch umfangreiche Holzernte durch die Familie selbst gehändelt wird, es finanziell nicht für das Familienauskommen ausreicht. Daher arbeitet der Bauer noch drei Tage in der Woche in einer Landmaschinenschlosserei. Hier schließt sich der Kreis von der theoretischen und praktischen Aus¬bildung an der Fachschule bis zur Übernahme eines der überwiegenden Familienbetriebe.

Der letzte Exkursionstag führte uns nach Leibnitz wo wir an der Fachschule Silberberg erwartet wurden. Diese Fachschule bildet mit weiteren Einrichtungen ein Zusammen¬schluss im Agrarbildungszentrum Hafendorf die miteinander kooperieren. Schwerpunkt in Silberberg sind Obstbau und -verarbeitung sowie Weinbau und Kellerwirtschaft. Leider war der ganze Tag verregnet, sodass wir hauptsächlich unter Dach bleiben mussten.
Zuerst ging es in die Beerenproduktion. Dabei geht es jedoch nicht um die Erzeugung zum Verkauf, sondern um Untersuchungen zum Einfluss von Produktionsbedingungen auf Ertrag und Qualität der Produkte. Parallel dazu werden Sortenvergleiche vorgenommen.
Schulleiter Halaka erläutert die automatische Wasser-
und Nährstoffversorgung Erdbeerbeete unter Folie mit Bewässerung und „Fußbodenheizung“
Zwei leckere Sorten durften wir dann auch verkosten.
Anschließend gab es eine Führung durch den Schulkomplex der wie Hafendorf über Werkstätten verfügt. Was die schulische Ausbildung betrifft, so ist Alles vom Feinsten – moderne Klassenräume und Ausrüstung. Hervorheben möchte ich z.B. das Sensoriklabor wo selbst bei unterschiedlicher Beleuchtung die Geschmacksnerven geschult werden. Nach einem ausgiebigen Mittagessen durften wir und der geistigen Sparte annehmen. Es folgte eine umfangreiche Führung durch die Weinkellerei mit Verkostung erlesener Tropfen. Die Weine fanden großen Anklang, was dann auch zu einem umfangreichen Einkauf verleitete.

Nach einem herzlichen Abschied ging es in die Hauptstadt der Steiermark Graz, wo uns Schulleiter Ansperger zu einer Besichti¬gung in Empfang nahm. Gestartet sind wir in der Burg, dem Sitz der Steirischen Landesregierung, wo uns eine zuerst unscheinbare aber spektakuläre Treppe erwartete. Diese Doppelwendeltreppe wirkt auf jeden Fall einem Drehwurm entgegen. Anschließend besichtigten wir den Dom, der wie alle katholischen Kirchen prunkvoll verziert ist.
Gleich nebenan befindet sich das Grabmal von Kaiser Ferdinand II. das zwischen 1614 und 1638 errichtet wurde. Zusammen mit dem Dom und der Burg bildet das Kaisermausoleum die sog. „Stadtkrone“.

Bilder aus dem Mausoleum
Nach einem kurzen Spazier¬gang durch die regennasse Stadt besuchten wir das Landeszeughaus, die bedeutendste historische Waffensammlung der Welt. Eine schier unendliche Anzahl von Waffen, und Rüstungen ist hier ausgestellt und konnte von uns bestaunt werden.

Nächster Halt war der Plenarsaal der Landesregierung der einen Hauch von Tradition und Moderne vermittelte.
Nach einer Stärkung im Café Sacher, wo und die Österreicher Kaffeekultur vom Einspänner bis zum verlängerten Braunen kennenlernen konnten, nahmen wir den letzten Klimmzug in Angriff. Es ging auf der Gratzer Schlossberg, der mit einer Höhe von 123 Metern (ausgehend vom Grazer Hauptplatz) uns einige Kondition abverlangte. Bei Sonnenschein hätten wir einen herrlichen Ausblick auf die Stadt gehabt- aber leider. So blieb letztendlich nur der Uhrturm auf seiner Spitze – das Wahrzeichen der Stadt.
So verging unser letzter Exkursionstag und nach einem herzlichen Abschied am nächsten Morgen und 4 Kilo mehr Speck auf den Rippen ging es wieder in die Heimat im allen ihren Querelen.

Exkursion zur Land- und Forstwirtschaftlichen Fachschule Hafendorf, unserer Partnerschule in in der Steiermark 2023 Read More »

Der Vorstand des Vereins der Landwirtschaftlichen Fachschule für Landwirtschaft trauert seinen unseren damaligen Vorstandsvorsitzenden

Holger Kersting (1960-2022)

Er musste uns viel zu früh verlassen. Seine besonnene und zielstrebige Arbeit im Vereinsvorstand  und sein feiner Humor werden uns stets in Erinnerung bleiben. Wir wünschen der Familie Kersting  viel Kraft für das Gedenken und dass allmählich wieder Sonne in ihr Leben kommt. Im Namen der aller Vereinsmitglieder übermitteln wir allen Angehörigen unser herzliches Beileid.

 Harald Schulze und Jutta Schlechter

Wir trauern um Holger Kersting Read More »